Dienstag, 9. August 2016

Digitales im Patientenleben ...

Das Portal: Der digitale Patient hat einen spannenden Blogbeitrag veröffentlich. Es geht darum, warum eine digitale Kommunikation zwischen Arzt und Patient eigentlich eine logische Konsequenz wäre.

Nachlesen kann man hier: Der digitale Patient: Digitale Arzt - Patienten Kommunikation : eine logische Entwicklung. Oder?

Als eine, die immer wieder in Vorträgen und Diskussionen für digitale Lösungen in der Kommunikation plädiert, kann ich die Entwicklung hin zum digital geführten Dialog zwischen Patient und Arzt (nicht zwischen Arzt und Patient) nur unterstützen. Warum?
Die Argumente, die in dem Artikel genannt wurden stimmen alle. Ländliche Gebiete erfordern lange Fahrzeiten, immobile Patienten haben es dann umso schwerer, den Arzt zu sehen und ja, auch Patienten stehen ab und an unter Zeitdruck.

Speeddating mit dem Neuro - zweimal im Jahr ... und Antwort verzweifelt gesucht ....

Ein anderes Argument für mich ist: Ich sehe meinen Neurologen, wenn ich nicht gerade Schübe habe oder schlimmere Ereignisse stattfinden, maximal zweimal im Jahr zur Routinebesprechung. Wir besprechen in max. 20 Minuten ein halbes Jahr mit MS und das wars. Unser Verhältnis ist eher unterkühlt, einen Draht können wir in dem "Speeddating" das wir da veranstalten nicht wirklich zueinander finden. Was die Sache ab und an erschwert. Ich bin informiert und frage, er kann mich deshalb nicht leiden, und ich bin schlecht gelaunt, weil ich nie die Infos bekomme, die ich abrufen möchte.
Doch ab und an, da plagt mich das eine oder andere Zipperlein, ich habe leichte Symptome oder einfach nur eine Frage. Rufe ich an, kriege ich ihn nicht ans Rohr. Zu beschäftigt. Er ruft zurück. Irgendwann. Was mich wenig befriedigt. Und mir nicht hilft. Ich bin dann oft unzufrieden. Auch weil der Rückruf oft nicht stattfindet oder schlicht zu spät kommt.

Bis er es schafft mich zu erreichen, hab ich mal eben mein Netzwerk im Internet gefragt und eine Antwort bekommen.

Trotzdem: Dieses Nicht - Erreichen ist es, was mir Probleme macht. Oft genug habe ich mir schon gewünscht, eine Onlinesprechstunde zu haben. Für was hat man Ärzte? Das würde mir das Leben erleichtern, ich hätte einen Plan B und das würde ich sehr zu schätzen wissen. Und er wüsste Bescheid und das würde in unserem persönlichen Date wiederum die eine oder andere überflüssige Diskussion einsparen und Platz für wichtige Infos machen. Meine Krankenakte wäre aktuell und müsste nicht nachgetragen werden.

Patienten und digitales Leben? Klaro!

Ich glaube, dass digitale Möglichkeiten bis heute von Patienten oft erkannt werden, aber oft genug von Ärzten oder anderen Entscheidern im Gesundheitswesen eher nicht gewollt sind. Weil ja alles so schwierig ist, man muss lernen und überhaupt. Phhhhh . Das ist der Eindruck, der bei mir oft in Gesprächen entsteht. Brauchts ja alles nicht, diese gebildeten Patienten. Sind nur schwierig und das digitale Gedöns brauchst auch nicht. Abschaffen. Alles. Jawohl. Oder so.

Klar kostet es Geld, sich auszurüsten, zu lernen ist auch nicht einfach und ich glaube auch, dass hier Unterstützung von staatlicher Seite nötig ist. Verwaltungsprozesse müssen vereinfacht werden und auch in finanzieller Hinsicht wird Unterstützung nötig sein. Auf der anderen Seite spart es Zeit und Geld, wenn man einen Patienten nicht persönlich in einen ohnehin vollgepfropften Terminkalender quetschen muss und sich das Problem als Sache herausstellt, die keine persönliche Konsultation braucht und damit mehr Geld und Zeit kostet, als es nutzt. Digitales kann also langfristig wirtschaftlich ein Faktor sein, der dem Arzt Freiräume verschafft. Und dem Patienten auch, letztlich spart auch dieser Zeit und Geld.

Patienten nutzen die digitale Welt schon lange. Wir surfen, shoppen und machen alles das, was man im Netz so machen kann. Wir sind in Google Hangouts unterwegs, twittern, diskutieren in Gruppen auf Facebook und vieles mehr. Wir sind Blogger, Informanten und solche, die ihre Infos suchen müssen. Denn oft genug gibt die budgetierte Zeit beim Arzt nicht alles an Infos her, die man gerne hätte, um sich für oder gegen etwas zu entscheiden. Übrigens, warum Patienten Informationen brauchen, kann man hier nachlesen.

Nicht zu vergessen die digitale Nutzung steigt mit den nachfolgenden Generationen. Was fehlt, sind Lösungen, die man schon vor Jahren hätte finden und etablieren müssen. Viele der Beteiligten im Gesundheitsbereich hinken endlos hinterher. Sie leben von dem, was man halt so an Nützlichem oder auch höchst Unnützen hört, informieren sich selbst nur wenig, eine eigene Meinung bilden ist nicht drin, weil man ja keine Zeit - manchmal auch kein Interesse hat - und so verzögert sich alles.

Was schade ist, denn digitale Lösung als Plan B würde vielen Patienten mehr helfen als das Warten auf einen Rückruf der irgendwann kommt oder auf den nächsten Termin, bis zu dem man sich irgendwie durchbringt. Es ist also an der Zeit digitale Kommunikationswege zu etablieren. Es gibt genügend erste Initiativen die zeigen, wie hilfreich die digitale Kommunikation mit Pflegern oder Ärzten sein kann.

Und wie effektiv. Denn keiner hat lange Wege, oft genug sind Kleinigkeiten ohne wesentlichen Mehraufwand zu klären und noch eins - Das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Arzt wäre gestärkter als es ein Gespräch für 20 Minuten alle sechs Monate ermöglicht.

Und das ist es doch auch, was wir brauchen: Vertrauensvolle und gute Verhältnisse zwischen Patienten und Ärzten. Oder?



Bilder: Pixabay.com
Text: Copyright by Birgit Bauer

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen